Ein Thema, das mir besonders am Herzen liegt. Ich habe selbst als Anfängerin eine Panikattacke Unterwasser gehabt. Beinahe hätte ich meine Ausbildung zum OWD abgebrochen. Eine zweite Panikattacke ein paar Tauchgänge später konnte nur durch einen aufmerksamen Tauchlehrer vermieden werden. Das Thema bzw. der Umgang mit der Angst ist mir bei meiner Ausbildung zu kurz gekommen. Auch scheint es unter Tauchern ein sensibles Thema zu sein, darüber zu sprechen. Ich habe immer wieder Machotaucher erlebt, die damit prahlen, wie tief sie schon waren und welche spektakulären Tauchgänge sie bereits gemeistert haben. Aber auch die haben irgendwann mal mit dem Tauchen begonnen. Lasst euch von solchen Tauchern nicht verrückt machen. Es ist keine Schande einen Tauchgang abzubrechen, wenn ihr euch unwohl fühlt.
Formen der Angst
Angst ist per se nichts Schlechtes. Sie sensibilisiert dich für Gefahren, schärft deine Konzentration und kann dich vor unüberlegtem Handeln schützen. Beim Tauchen steht sie uns aber oftmals im Weg. Wir können zwischen zwei Formen der Angst unterscheiden. Zum einen, die die wir mit unserem Verstand erklären können. Wir haben Angst vor real existierenden Gefahren wie z. B. einem Tauchunfall oder zu ertrinken. Zu den erklärbaren Ängsten gehören auch sog. Fantasiegespinste, ausgelöst durch Horrorszenarien wie sie in Filmen, denkt nur an „der weiße Hai“ oder „Open Water“, beschrieben werden. Zum anderen gibt es die Ängste, die aus unserem Unterbewusstsein kommen und die wir nicht rational erklären können. Die meisten dieser Ängste lassen sich durch dein einstudiertes Verhalten, wie du es von her Land kennst, erklären. Ein gutes Beispiel ist deine Atmung. Den meisten Tauchanfängern bereitet es große Schwierigkeiten beim Tauchen nur durch den Mund zu atmen. Kommt deine Nase zusätzlich z. B. beim Absetzten der Maske, mit Wasser in Kontakt, kann das Unwohlsein und Angst auslösen.
Ursachen für Angst
Wenn man es genau nimmt, hat der Mensch Unterwasser nichts zu suchen. Es handelt sich nicht um unseren gewohnten Lebensraum. Atmen können wir nur mit der Hilfe von Apparaturen. Es ist nicht weiter verwunderlich, dass unser Körper in dieser lebensfeindlichen Umgebung sensibler auf äußere Einflüsse reagiert. Im Wesentlichen unterscheiden wir drei Faktoren, die Angst verursachen:
Körperlich
- Kälte
- Seekrankheit
- Tiefenrausch
- Erschöpfung
- …
Äußerlich
- Dunkelheit
- Schlechte Sicht
- Strömung
- Blauwasser
- Vollgelaufene Tauchmaske
- …
Psychologisch
- Prüfungsangst
- Gruppendruck
- …
Angst versus Panik
Die Angst ist die Vorstufe zur Panik. Das Gefühl der Angst lässt euch noch klar denken und handeln. Ihr seid in der Lage vernünftige Entscheidungen zu fällen. Tauchern mit Angst kann Unterwasser geholfen werden, die Angst zu besiegen und z. B. einen Tauchunfall zu vermeiden. Bei einer Panikattacke sieht das anders aus. Panik bedeutet entweder Lähmung oder Flucht. Unterwasser endet das in der Regel in einem unkontrollierten Aufstieg, egal aus welcher Tiefe. Die Risiken umfassen die ganze Palette an möglichen Tauchunfällen. Panik entsteht meistens durch eingebildeten und tatsächlichen Luftmangel.
Angst erkennen
Als guter Buddy erkennt ihr die Anzeichen für Angst. Nur indem ihr aufmerksam seid, könnt ihr anderen Tauchern in problematischen Situationen helfen. Euch selbst müsst ihr euch eure Angst ebenfalls zugestehen. Verzichtet lieber auf einen Tauchgang, wenn ihr euch im Vorfeld schon unwohl fühlt. Folgende Anzeichen deuten auf Angst hin:
Über Wasser
- Unruhe oder Hektik
- Schreckhaftigkeit
- Suche nach Nähe
- Starker Mitteilungsdrang oder auffällige Schweigsamkeit
Während des Tauchganges
- Fahrige Bewegungen
- Weit aufgerissene Augen, starrer Blick
- Taucher sucht Nähe oder fällt ohne Grund hinter der Gruppe zurück
- Schnelle Atmung (viele Luftblasen)
- Unlogisches Handeln
Wenn ihr selbst Angst habt, werdet ihr feststellen, dass euer Herzschlag sich erhöht, ihr schneller atmet und ihr am liebsten wieder zurück an die Oberfläche möchtet. Der erste Schritt ist es jetzt, sich seinem Buddy mit Handzeichen mitzuteilen. Zeigt an, dass etwas nicht in Ordnung ist. Geht das Gefühl schnell wieder weg, setzt den Tauchgang weiter fort. Wenn nicht, beginnt mit eurem Buddy euren sicheren Aufstieg.
Vorbeugen von Panik
Wie vieles beim Tauchen hilft die Übung. Trainiert gezielt Situationen, in denen ihr euch unwohl fühlen könntet. Bei mir war das meine Maske zu fluten und sie wieder auszublasen. Um so mehr ihr ein Verhalten einstudiert und verinnerlicht, um so weniger wird es euch ungewohnt vorkommen und Angst auslösen. Dazu gehört eine Atemtechnik, wie ihr sie bereits an Land ausübt. Lutz Hegemann, der in den 80ern das Tauchen ohne Blei gelehrt und praktiziert hat, spricht von einer natürlichen Atemtechnik. Monika Rahimi orientiert sich an seinem Konzept. An Land atmen wir ein, atmen aus und halten ein paar Sekunden inne, bevor der Atemreiz uns erneut einatmen lässt. Unterwasser müssen wir diese natürliche Atmung erst trainieren. Unser Körper ist darauf gepolt Unterwasser nicht atmen zu können. Wir halten die Luft reflexartig an, nachdem wir eingeatmet haben. Wenn ihr die Technik: Einatmen-Ausatmen-Stop verinnerlicht hat das viele Vorteile:
- Eure Lungen sind die meiste Zeit leer
- Das Risiko einer Verletzung der Lunge wird minimiert
- Ihr habt weniger Auftrieb
- Braucht weniger Blei
- Ihr werdet im Ganzen Ruhiger
Neben dem Training und der Atmung könnt ihr einer Panik vorbeugen, indem ihr eure Ausrüstung pflegt und regelmäßig wartet. Ja, auch der konsequente Buddy Check gehört mit dazu. Sucht euch Tauchpartner denen ihr vertraut. Seid auf Notsituationen anderer Taucher vorbereitet. Gegebenenfalls müsst ihr in der Lage sein, die Tarierung eures Buddys zu übernehmen oder mit ihm zusammen den Tauchgang sicher abzubrechen. Solltet ihr selbst Unterwasser Angst bekommen, versucht die Ruhe zu bewahren, nachzudenken und das Problem entweder alleine oder mit eurem Buddy zu lösen. Analysiert nach dem Tauchgang, was der Auslöser für eure Angst war und lernt daraus.
weitere Informationen online und offline
„Tauchen ohne Angst“ von Monika Rahimi (Werbung*)
Das Buch ist sein Geld wert. Rahimi ist seit 1979 als Tauchlehrerin tätig. In ihrem Buch gibt sie wertvolle Tipps für das Tauchen ohne Angst. Die Hinweise eignen sich besonders für Anfänger, die noch keine Routinen beim Tauchen entwickelt haben. Erfahrene Taucher profitieren ebenfalls von Rahimis Ausführungen und können ihre Tauchfertigkeiten weiter ausbauen. Der Ratgeber ist in einer verständlichen und eingängigen Sprache geschrieben.
Dive Inside
Auf der Webseite finden sich mehrere Artikel, die sich mit den Themen: Stress, Angst und Panik beschäftigen. Die folgenden kann ich besonders empfehlen:
„Panik beim Tauchen und Vermeidungsstrategien. Köpfchen beim Tauchen“ von Andreas Nowotny
„Stress und seine Bewältigung“ von Ralf Dänzer
„Angst und Stress – Fluch des Tauchens?“ von Ralf Dänzer
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Was sind deine Erfahrungen mit der Angst?