Als ich vor ein paar Jahren stolz ein Foto meiner frisch gedruckten PADI Open Water Diver Zertifizierung bei Facebook postete, war der Kommentar eines Bekannten: PADI = Put another Dollar in. In den nächsten Tagen werde ich eine neue Plastikkarte aus dem Briefkasten ziehen. Mit der Aufschrift Rescue Diver. Den Kurs habe ich letztes Wochenende, gut drei Jahre nach meinem OWD, abgeschlossen. Er war jeden Cent wert. Nach dem Kurs habe ich das Gefühl auf Notfälle besser vorbereitet zu sein. Traue mir zu Initiative zu ergreifen und meinem Buddy und anderen Tauchern zu helfen. In meinem Kopf hat sich eingebrannt, wie wichtig die Vergabe von Sauerstoff und das Beatmen eines nicht reagierenden Tauchers ist. Das Gehirn eines Menschen ohne Sauerstoff kann bereits nach 4 Minuten Schäden erleiden, nach 6 Minuten ohne eine Sauerstoffversorgung sind diese sehr wahrscheinlich und nach 10 Minuten sind irreversible Gehirnschäden unausweichlich.
Gesagt, getan
Ursprünglich war mein Plan den Kurs während einer Urlaubsreise zu machen. Über die Osterfeiertage hat mich dann aber doch das Tauchfieber gepackt. Warten war noch nie meine Stärke. Die Mail an Rainer von der Tauchschule Subuddy war schnell geschrieben und ich angemeldet. Ich musste schlucken. Die erste Praxiseinheit war für Ende April angesetzt. Ende April im See? Im Kopf bin ich durchgegangen, wie viele Schichten ich schaffe unter und über meinen 5mm Neopren zu ziehen. Meine erste Berührung mit heimischen Gewässern. Kneifen ist nicht. Wie eine Mahnung lag das Theoriebuch samt DVD zwei Tage später in der Post.
Die Theorie
Das Rescue Diver Manual und die DVD bestehen aus 5 Kapiteln und thematisiert verschiedene Unfallszenarien. Egal ob an der Oberfläche oder Unterwasser unterschieden wird zwischen einem nicht reagierenden und einem reagierenden Taucher. Dem panischen Taucher wird eine Sonderrolle eingeräumt. Er kann dich selbst in Gefahr bringen, da er unberechenbar ist. Am besten näherst du dich einem Opfer erst dann, wenn du die Situation einschätzen kannst. Ein Auftriebskörper zwischen dir und dem anderen Taucher verhindert, dass er versucht auf dich raufzuklettern, um sich aus dem Wasser zu retten. Auf Nummer sicher gehst du, indem du kurz vor ihm abtauchst und seine Flasche von hinten greifst. Kein Taucher in Panik wird sich freiwillig wieder Unterwasser begeben.
Darüber hinaus lernst du die richtige Ersthilfe bei Verletzungen durch Lebewesen, bei Erkrankungen durch zu viel Hitze oder Kälte und die Erstversorgung für Dekompressionserkrankungen. Das Buch und die DVD habe ich zu Hause durchgearbeitet. Am Ende jedes Abschnittes gibt es ein kleines Quiz zur Selbstkontrolle und am Ende jedes Kapitel Fragen, die du schriftlich beantwortest. Mit dem Tauchlehrer bin ich die Lösungen in zwei persönlichen Theoriesitzungen durchgegangen und wir haben Fehlerquellen besprochen. Den Abschluss der Theorie Ausbildung bildet ein Multiple Choice Test bestehend aus 50 Fragen – 75 % der Fragen musst du richtig beantworten. Alles machbar.
Ab in den See
Vor der ersten Rescue Diver Praxiseinheit am Heiligensee war ich hibbelig. Ich hatte mir ein paar Wochen vorher ein neues Wingjacket gekauft, dass ich zu diesem Anlass auch das erste Mal tauchen wollte. Aus Angst, dass ich damit nicht zurechtkommen würde, zusätzlich aber auch mein altes ADV-Jacket eingepackt. Was sich an Tauchequipment vor mir auftürmte, erinnerte mehr an eine Expedition als an einen Ausflug an den See. Erleichtert beäugte ich das Equipment der anderen Kursteilnehmer. Gut, der Trockitaucher hatte mehr Geraffel dabei als ich. Nach der Begrüßung, dem Zusammenbauen der Ausrüstung und dem Anlegen der drei Schichten, ging es mit Handschuhen! in Richtung See.
Erste Praxiseinheit
Wir nähern uns der Materie über Wasser. Hilfe eines ermüdeten Tauchers an der Oberfläche, Taucher in Panik und verschiedene Methoden ein Opfer vom Land oder Boot zu helfen. Kurz unter Wasser das Verhalten in einer Ohne-Luft-Situation rekapituliert. Ja, genau, das war die Geschichte mit dem Atmen aus dem Oktopus des Tauchbuddys. Der Tag endet mit einem simulierten Rettungsszenario ohne Hilfestellung. Puh, ganz schön anstrengend. Ich das Gefühl für den Ernstfall schon einiges mitgenommen zu haben.
Erste Hilfe Kurs
Zwischen den beiden Praxistagen habe ich die Zeit genutzt, um einen Erste Hilfe Kurs zu besuchen. Der Letzte ist für mich Spätführerscheinbesitzer nicht all zu lange her. An vieles kann ich mich nicht mehr erinnern. Hand aufs Herz wer von euch weiß noch genau, wie die stabile Seitenlage funktioniert und in welchem Verhältnis man beatmet und die Herzdruckmassage durchführt? Ich konnte es nicht mehr mit Bestimmtheit sagen. Das Verhältnis 2 zu 30 werde ich jetzt hoffentlich nicht so schnell wieder vergessen.
Zweite Praxiseinheit
Für den zweiten Praxistag habe ich mein Equipment um die Hälfte reduziert. Das neue Wing war eine gute Investition und 7,5 mm Neopren müssen auch reichen. Die größte Schwierigkeit bereitete mir nicht die Kälte, sondern die Rettung eines nicht reagierenden ergo bewusstlosen Tauchers an der Oberfläche. Im 5-Sekundentakt zu beatmen und währenddessen seine und meine Ausrüstung abzulegen, ist nicht zu unterschätzen. Unsere Gruppe von Rescue Diver Anwärtern hatte zu kämpfen. Erst nach dreimaliger Wiederholung war unser Tauchlehrer Rainer zufrieden. Die Übung bergen Unterwasser wurde für mich unweigerlich zu einem Tauchgang. Ich habe das vermeintliche Opfer wirklich nicht entdeckt. Meine Frustration während des simulierten Ernstfalls hielt sich in Grenzen. So ein Tauchgang im See hat was. Ich habe sogar einen Fisch gesehen. Meine erste Begegnung mit einem ausgewachsenen Hecht. Wer braucht da noch Mantas.
Welche Erfahrungen hast du mit Tauchern in Not oder Tauchunfällen gemacht?