Tauchen und Alkohol

Zu diesem Thema kam ich über eine Tauchfreundin, die mir von einem tragischen Tauchunfall von einer Tauchlehrerin auf den Gili Islands berichtete. Die 25 Jährige starb an einer Dekompressionskrankheit Typ 2 auf dem Weg zur Druckkammer. An dem Tag hatte sie zwei Tauchgänge gemacht. Den ersten mit einer maximalen Tauchtiefe von 30 m. Den Zweiten mit einer Tiefe um die 18 m. Nicht ungewöhnliches. Auch ihr Tauchcomputer zeigte keine Unauffälligkeiten. Ein nicht diagnostizierter Herzfehler ist nicht auszuschließen. Es ist aber bekannt, dass sie am Abend zuvor noch mit Freunden etwas trinken war und leicht verkatert an dem Tag ins Wasser gestiegen ist. Als ich mir nach der Geschichte das Kondolenzvideo eines Kollegen und Freundes aus dem Tauchcenter angeschaut habe, sah ich eine freudestrahlende Taucherin mit einem breitem Grinsen, das ich von jedem begeisterten Taucher in seinem Element kenne. Es hat mich bewegt.

Was mich nachdenklich gestimmt hat, ist die Vermutung, dass es eine Verbindung zu dem am Abend konsumierten Alkohol zu scheinen gibt. Dekobier, unter Tauchern ein geflügeltes Wort. Und ja, das gehört dazu. Sowohl im Tauchurlaub als auch auf dem Safariboot nach dem letzten Tauchgang. Den Tauchtag mit den anderen ausklingen lassen, das Austauschen darüber was man gesehen hat, das Schwärmen über die zauberhafte Unterwasserwelt, das Planen des nächsten Tauchtages. All das ist auch für mich mit einem kühlen alkoholischen Getränk in der Hand verbunden. Und ja ich gebe zu, ich bin auch schon mal abgetaucht nach 5 Stunden Schlaf und einem Kater. Schön ist was anderes. Ich bin die Letzte die die Moralkeule rausholt, aber der oben geschilderte Unfall hat mich aufhorchen lassen. Was gibt es denn zu bedenken, wenn man auf das beliebte Dekobier nicht verzichten möchte?

Risiko Flüssigkeitsmangel

Du sollst viel Trinken. Eines der Gebote, die mich seit meinem ersten Tauchgang begleitet. Dass 2-3 Liter Wasser am Tag empfehlenswert sind, ist allgemein bekannt. Während eines Tauchtages benötigt dein Körper, neben der empfohlenen Tagesmenge, noch zusätzlich Flüssigkeit um einer Dehydration vorzubeugen. Auslöser für eine Dehydration ist entweder eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme oder ein zu hoher Flüssigkeitsverlust. Beim Tauchen wird Letzteres durch folgende Faktoren begünstigt:

Flüssigkeitsverlust durch die Atmung

Deine Pressluftflasche wird mit entfeuchteter Luft befüllt, um ein Verrosten der Flasche zu vermeiden. Während du einatmest, befeuchten deine Schleimhäute diese Luft automatisch, dabei geht allerdings viel Flüssigkeit verloren. Bemerkbar macht sich das durch den trockenen Mund, den du nach dem Tauchen verspürst.

Harndrang beim Tauchen

Kaum aus dem Wasser renne ich in Richtung Toilette. Schuld ist die sogenannte Taucherdiurese. Durch den erhöhten Druck unter Wasser werden die Nieren zu einer vermehrten Urinproduktion angeregt. Verantwortlich dafür ist der Gauer-Henry-Reflex. Durch diesen Mechanismus wird deinem Körper vermehrt Flüssigkeit entzogen. Tragt ihr beim Tauchen einen eng anliegenden Neoprenanzug oder taucht ihr im kalten Wasser wird der Harndrang noch zusätzlich verstärkt.

Magen – Darm – Erkrankungen im Tauchurlaub

Neues Land. Neues Essen. Neues Klima. Da kann der Magen schon mal Achterbahn fahren. Durchfall kann deinem Körper über drei Liter Flüssigkeit und Salze entziehen. Gleichst du das nicht entsprechend aus, weist dein Flüssigkeitshaushalt schnell ein Defizit auf.

Eine Dehydration kann auch über Wasser zu ernsten Gesundheitsproblemen führen. Als Taucher setzt ihr euch zusätzlich dem erhöhten Risiko einer Dekompressionserkankung (DCS) aus. Die Folge eines großen Verlustes an Körperflüssigkeit bei gleichbleibender Anzahl der Blutkörperchen ist eine Zähflüssigkeit eures Blutes. Auch Viskosität genannt. Die Durchblutung wird durch die Viskosität des Blutes verringert. Dadurch verlängert sich die Entsättigung während der Kompression. Ihr werdet mir recht geben, dass Alkoholkonsum zwischen zwei Tauchgängen indiskutabel ist, aber wie sieht es mit dem Alkoholkonsum am Vorabend aus? Neben den oben genannten Faktoren begünstigt auch Alkohol eine Dehydration. Das ist aber nicht der einzige Grund, warum eine durchzechte Nacht und Tauchen eine schlechte Kombi ist.

Alkohol beeinträchtigt deine kognitiven Fähigkeiten

Dazu gehören:

  • deine Konzentrations- und Aufmerksamkeitsspanne
  • deine Reaktionszeit
  • deine Wahrnehmung
  • deine Fähigkeit Informationen zu verarbeiten
  • deine Feinmotorik

Besonders unter Wasser bist du auf jede einzelne dieser Fähigkeiten uneingeschränkt angewiesen. Du gefährdest ansonsten dich, aber zuletzt auch deinen Buddy. Im uneingeschränkten Besitz deiner kognitiven Fähigkeiten bist du erst, wenn dein Alkoholspiegel im Blut null erreicht hat. Der Abbau von Blutalkohol beträgt im Durchschnitt 0,5/kg pro Stunde. Wenn du nach einem feucht-fröhlichen Abend und einer kurzen Nacht ins Wasser springst, wirst du je nach konsumierter Alkoholmenge immer noch einen erhöhten Alkoholspiegel haben.

Alkohol führt zu einer vermehrten Wärmeabgabe

Alkohol führt zu einer Gefäßweitstellung und damit zu einer vermehrten Wärmeabgabe und Auskühlung. Selbst im „warmen“ Wasser beginnst du zu frieren. Ein Abfall der Körpertemperatur von weniger als 1 ° C kann bereits zu einem Risikofaktor werden. Du verbrauchst mehr Sauerstoff als gewöhnlich und die Taucherdiurese wird verstärkt. Eine Deyhdration in Kombination mit kalter Haut sind häufige Ursachen für eine Dekompressionskrankheit.

Also auf das geliebte Dekobier verzichten?

Nicht unbedingt, aber Vorsicht ist geboten, besonders wenn es am Abend nicht bei 1-2 Bier geblieben ist. Seid ehrlich zu euch selbst. Verkatert ins Wasser zu steigen bedeutet ein erhöhtes Sicherheitsrisiko für euch, aber auch für euren Tauchbuddy. Er ist im Ernstfall auf eure unvernebelte Unterstützung angewiesen. Achtet besonders bei mehreren Tauchgängen an einem Tag auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Vor dem Tauchgang noch schnell einen Liter Wasser hinunter zu stürzen, bringt im Übrigen wenig, da eurer Körper, die Menge nicht so schnell im Blut verteilen kann. Besser ist es über den Tag gleichmäßig kleinere Mengen Wasser zu trinken. In manchen Regionen, wie z.B. in den Tropen, fehlen dem Trinkwasser jegliche Mineralien. Hier solltet ihr besonders nach einer Durchfallerkrankung zusätzlich Elektrolyte zu euch zu nehmen.

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