Claudias Einstieg ins das Tauchen am Great Barrier Reef klingt auf den ersten Blick nicht wie der Beginn einer großen Leidenschaft. Gut, dass sie dennoch dabei geblieben ist. Entschädigt wurde sie seitdem mit gigantischen Mantarochen in Indonesien und Mondfischen auf den Galapagos-Inseln. Seit 2015 bloggt sie mit ihrem Freund Dominik auf weltreize über das Reisen und das Tauchen.
Wie bist du zum Tauchen gekommen?
Wir haben 2009 unsere erste Fernreise an die Ostküste Australiens gemacht. Dominik, mein Freund, hat schon lange einen Tauchschein. Am Great Barrier Reef konnte ich dann nicht widerstehen und hab meinen OpenWater gemacht, auch wenn das ziemlich hart war. Unser Lehrer war ein Japaner, der nur mäßig Englisch sprach. Da war es nicht einfach, komplexe Zusammenhänge oder die Rechenformeln, die man fürs Tauchen braucht, zu verstehen.
Die ersten Übungen im Pool haben wir bei strömendem Regen gemacht. Nach ein paar Tagen wollten wir dann mit der Rum Runner raus zum Great Barrier Reef fahren. Allerdings war Windstärke 5, und es stand auf der Kippe, ob der Trip überhaupt stattfinden könnte. Als wir dann doch rausfuhren, stellte ich schnell fest, dass ich seekrank werde. Bei den ersten Tauchgängen war die Sicht schlecht, meine Brille beschlagen, und ich hab mich nur darauf konzentriert, den Tauchlehrer nicht zu verlieren. Nach und nach wurde es besser, und so habe ich doch noch die Liebe zum Tauchen entdeckt. Seitdem suchen wir uns unsere Reiseziele auch immer nach deren „Betauchbarkeit“ raus.
Was fasziniert dich an der Unterwasserwelt am meisten?
Erstmal fasziniert mich die absolute Stille. Ich mag das Fokussiertsein aufs Tauchen und die Atmung. Ich kann mich unter Wasser vollkommen auf die Lebewesen und Landschaften konzentrieren, ohne dass mich ständig etwas ablenkt. Es gibt viele spannende Dinge unter Wasser: Wracks, Höhlen, Korallenlandschaften. Aber am tollsten finde ich die Begegnung mit den Meeresbewohnern. An Schildkröten kann ich mich beispielsweise nie satt sehen. Wie elegant und schwungvoll die sich im Wasser bewegen oder wie gelassen sie Seegras fressen oder auf irgendwo ein Nickerchen machen.
Aber ich freue mich auch, wenn ich die durch „Findet Nemo“ berühmt gewordenen Anemonenfische beobachten kann, wie sie todesverachtend aus ihren kleinen Anemonen schießen und ihr Revier verteidigen. Den Film mag ich unheimlich gern, weil die Meeresbewohner so gut getroffen sind. Ich habe mal gelesen, dass die gesamte Filmcrew, bevor sie mit dem Film beginnen durfte, einen Tauchschein machen und die Hauptdarsteller unter Wasser studieren musste.
Es gibt einfach so viele, irre Lebewesen in den Ozeanen, eine ganz andere Welt. In Nord-Sulawesi haben wir z.B. eine Diskomuschel gesehen, die über blaue Blitze Nahrung anlockt und Feinde abschreckt. Ein anderes Lieblingstier ist die „Decorator Crab“, ein kleiner Krebs, der seinen Panzer ganz kreativ mit Unterwasserpflanzen, kleinen Muscheln oder auch mal Plastikmüllstücken (weniger schön) dekoriert und damit völlig einzigartig ist.
Und was war dein eindrucksvollstes Taucherlebnis bisher?
Es gibt viele Erlebnisse, die sich mir unvergesslich ins Gedächtnis eingebrannt haben. Die meisten sind schön gewesen, aber es gab auch ein paar negative. Beeindruckend sind immer die Begegnung mit den größeren Meeresbewohnern: Walhaie, Mantarochen, Pinguine, Seelöwen, Schildkröten, Hammerhaie.
Im strömungsreichen Komodo-Nationalpark vor der indonesischen Insel Flores haben wir viele eindrucksvolle Tauchgänge gemacht. Der Nationalpark ist vor allem wegen seiner Riesenechsen, den bis zu 2m-langen Komodowaranen bekannt. Unter Wasser sind die Chancen besonders gut, die zum Teil gigantischen Mantarochen (bis zu 7 m Spannweite) zu sehen. Manche von ihnen sind neugierig, und so ist einer ganz dicht über mich geschwommen. Der Himmel verdunkelte sich, als der Riesenfisch genau über mir war, und ich hatte das Gefühl, ich werde genau begutachtet. In solchen Momenten bin ich immer total aufgeregt und verbrauche sehr viel Sauerstoff. Solche Erlebnisse kann man nicht planen, entweder der Fisch ist gerade in der Stimmung zum Menschenangucken oder er schwimmt eben weiter. Ich freue mich jedes Mal riesig, wenn ich so nahe Begegnungen habe.
Mondfisch im Schönheitssalon
Eine andere dieser Sorte war ein Tauchgang bei den Galapagos-Inseln in Ecuador. Es stand zu hoffen, dass wir Mondfische (Sun Fish im Englischen) sehen würden. Aber eine Garantie gibt es nicht, man ist schließlich nicht im Aquarium. Wir waren die erste von zwei Gruppen, die ins Wasser ging. Gleich als wir auf vielleicht 20 m Tauchtiefe angekommen waren, haben wir sofort den ersten Mondfisch aus der Distanz gesehen. Ich hatte so einen Fisch vorher noch nie gesehen. Mondfische können bis zu 3,3 m groß werden, sind kreisrund, flach wie eine Münze und haben im Verhältnis zu ihrer Masse (bis zu 2 t) nur winzige Flossen. Es sind also aberwitzige Kreaturen, die sich niemand ausdenken könnte.
Als wir dann auf 25 m an der Steilwand entlang tauchten, stieg direkt vor uns aus der Tiefe ein weiterer Mondfisch auf und schwamm in eine sogenannte „Putzstation“. Die steuern Fische an, die lange im offenen Meer waren und mal ordentlich saubergemacht werden wollen, eine Art Schönheitssalon. Jedenfalls machte es sich unser Mondfisch, der jetzt nur noch ca. 1-2 m von uns entfernt war, in aller Seelenruhe in seinem Beautystudio bequem und ließ sich unter den glücklichen Blicken von knapp einem Dutzend Tauchern bestimmt 20 Minuten ordentlich saubermachen.
Während der Reise haben wir uns den Lebenstraum erfüllt, eine Tauchsafari auf den Galapagos-Inseln bis hinaus zu den abgelegenen Inseln Wolf und Darwin zu machen, wo die legendärsten Tauchplätze liegen. Dort darf pro Tag nur ein einziges Boot anlegen, die Plätze sind also sehr begrenzt, die Wasserwelt entsprechend unverdorben.
Auf der Weltreise waren wir auch am Great Blue Hole in Belize, in den Cenoten von Mexiko – das sind eingefallene Tropfsteinhöhlen im Dschungel, am Ningaloo Reef, dem größten Saumriff der Welt, vor der Westküste Australiens und an der Lembeh Straße vor der indonesischen Insel Sulawesi tauchen. Die Tauchplätze an der Lembeh Straße sind bekannt für Muck Diving, was wir dort zum ersten Mal ausprobiert haben. Nochmal eine ganz eigene Welt mit all den Oktopussen, Sepias und anderen kleinen, merkwürdigen Kreaturen, die nur ein geschultes Auge findet.
Seit einem Jahr sind wir zurück, und verbringen weiterhin jeden Urlaubstag auf Reisen. Immer mal wieder trauen wir uns an neue Reisearten: In diesem Jahr z.B. an einen Städtetrip nach Budapest mit meinen Eltern, Bildungsurlaub in Valencia oder eine Kreuzfahrt – der absolute Kontrast zur Weltreise. Das Abenteuer geht also weiter, und wer weiß? Vielleicht wagen wir ja nochmal den großen Sprung aus dem Hamsterrad?!
Mehr von weltreize gibt es auch bei Facebook und Twitter
Weitere spannende Interviews mit bloggenden Tauchern findet ihr hier.