Weihnachtsflucht auf andalusische Art

Ich bin ein erklärter Weihnachtsmuffel. Am liebsten bin ich über die Feiertage und den Jahreswechsel nicht in Berlin. Als mein Bruder im Spätsommer vorschlug, die prekären Tage in Andalusien zu verbringen, ist er bei mir offene Türen eingerannt.

Bereits im Landeanflug wusste ich, dass das eine gute Entscheidung war. Eine mit Bergen durchzogene grüne Landschaft breitet sich unter dem Flieger aus. In Sonnenlicht getaucht – das ich in den letzten Dezembertagen in Berlin schmerzlich vermisst habe.

Blick aus dem Flugzeugfenster auf Andalusien

Ausgangspunkt für 12 Tage Weihnachtsflucht in Vélez-Málaga. Gelegen in der Provinz Málaga ca. 30 km vom Flughafen entfernt. Eine quirlige Norwegerin nimmt uns in unserer Airbnb Residenz im Empfang. Weist uns in das wichtigste Ausstattungsmerkmal des Hauses ein, den Kamin.

Ich bin zwar nicht dem Aberglauben anheimgefallen, dass Ende Dezember Hochsommer in Andalusien herrscht. Gehe im Kopf meine eingepackte Garderobe durch, die sich gerade noch am Frankfurter Flughafen befindet und mit zwei Tagen Verspätung eintreffen wird. Mit dem übergroßen T-Shirt, das uns am Flughafen in einem Notfall-Bag für verschollenes Gepäck ausgehändigt wurde, komme ich jedenfalls nicht weit. Ich reihe mich ein zwischen den Touristen in Shorts und Top und den Andalusiern in Steppjacke und Sonnenbrille. Friere mal mehr mal weniger. Freue mich über den wolkenlosen Himmel und die strahlende Sonne.

12 Tage Andalusien mit gutem Essen, gutem Wein, einem Magen-Darm-Infekt, der bei allen Mitreisenden einmal fröhlich weitergereicht wird und vielen kleineren und größeren Erkundungstouren, die ich mit euch teilen möchte.

5 sehenswerte Orte rund um Málaga

Alhambra

Seit 1984 gehört die Burganlage in Granada zum Weltkulturerbe und ist eines der größten Touristenhighlights Europas. Die Anlage besteht aus der Alcazaba – der Verteidigungsanlage, die mit den roten Türmen den ältesten Teil der Alhambara ausmacht. Dem Palacio de Generalife – dem Sommerpalast, der sich außerhalb der Festungsmauern befindet. Der Medina, in der sich Gärten und Fundamente der ursprünglichen Bebauung erkunden lassen. Dem Palast Karls des Fünften, in dem sich das Museum der Schönen Künste und das Museum der Alhambra befindet und den imposanten Naṣridenpalästen.

Die Paläste sind das Prunkstück der Alhambra. Nach dem Betreten erlebe ich einen Flashback, der mich zurück katapultiert zu einem Besuch der vatikanischen Museen. Beide Orte haben zeitgeschichtlich wenig gemein, es ist mehr die Fülle an architektonischer Kunst, die diese Assoziation in mir auslöst. Ich kann mich nicht entscheiden, was ich eindrucksvoller finde, die Stalaktitengewölbe in der Sala des los Abencerrajes oder den Patio des los Leones mit seinem Löwenbrunnen. Das spätnachmittagliche Licht bricht sich in den verschnörkelten Ecken und Nischen. Der Zeitgeist der Mauren lebt in den Gemäuern der Alhambra weiter.

Nerja

Das Städtchen liegt an der Costa del Sol ca. 50 km östlich von Málaga und zieht besonders in den Sommermonaten Tausende von Touristen an. Besonders schön ist der Blick vom Balćon de Europa über das Mittelmeer. Unterhalb des Aussichtspunktes befinden sich mehrere kleine Buchten, die sich für einen entspannten Tag am Meer eignen. Weitere Strände befinden sich beiderseits des Zentrums, die trotz des Touristenrummels noch nicht vollständig überlaufen sind.

Frigiliana

Andalusien ist populär für seine weißen Dörfer (pueblos blancos). Eines dieser Exemplare liegt wenige Kilometer nördlich von Nerja. Frigiliana wurde mehrfach zum schönsten Dorf Andalusiens gekrönt. Ein Spaziergang durch die engen steil ansteigenden Stufen entführt euch in die Zeit der Mauren. Per Gemeindegesetzt sind die Bewohner verpflichtet den Charme aufrechtzuerhalten und ihre Häuser regelmäßig zu kalken.

Kleiner Fun Fact am Rande. Das Dorf Júzcar, gelegen zwischen Ronda und Estepona, wurde für die Dreharbeiten zu dem Film “die Schlümpfe” komplett in Schlumpfblau getüncht. Nach dem Drehende entschlossen sich die Bewohner es dabei zu belassen. Júzcar ist seitdem in jedem Reiseführer verzeichnet.

Torcal de Antequera

Waren es in meinen 20ern die Städte und Metropolen, die mich angezogen haben, ist es in meinen 30ern weniger die Kultur, sondern die Natur, die Begeisterungsstürme in mir auslöst. El Torcal 15 km südlich von Antequera, Rund 50 km von Málaga entfernt, ist so ein Ort. Assoziationen mit der sächsischen Schweiz drängen sich mir auf. Allerdings handelt es sich bei den bizarren Felsformationen nicht um Sandstein, sondern um Karstgestein.

Zwei Rundwanderwege führen durch das 1171 ha große Naturschutzgebiet. Der grüne Weg ist der kürzere und für Familien und wanderfaule Menschen in einer Dreiviertelstunde gut zu händeln. Die gelbe Route ist etwas anspruchsvoller und länger. Er führt zu „Las Ventanillas“. Von hier habt ihr auf einer Höhe von 1200 m einen Panoramablick auf das Tal von Málaga. Bei klarer Sicht blickt ihr bis nach Afrika. Der Besuch des Naturschutzgebietes ist kostenlos.

Málaga

Im Gegensatz zu Vélez ist Málaga erfrischend urban. Nichts anderes habe ich mir von der zweitgrößten Stadt Andalusien versprochen. Im Innenstadtbereich flanieren sowohl die Einheimischen als auch die Touristen durch die engen Gassen und Einkaufspassagen. Kunstliebhaber haben die Auswahl zwischen Malereien des 19. Jahrhunderts im Museo Carmen Thyssen oder können sich anhand von mehr als 200 Werken einen Überblick über die Schaffensperioden von Picasso im Museo Picasso Málaga verschaffen. Weitere sehenswerte Museen sind das Centro de Arte Contemporáneo de Málaga für zeitgenössische Kunst und für automobilinteressierte das Museo Automovilistico de Málaga.

Prunk vom Feinsten erlebt ihr in der Santa Iglesia Catedral Basílica de la Encarnación. Die Kathedrale liegt in der Innenstadt, in der Nähe des neuen Hafenarials. Die Entstehungsgeschichte zeigt das Brachiale am Christentum. Das pompöse Bauwerk wurde ab 1528 von christlichen Eroberern auf einer Moschee erbaut. Die Kirche vereint verschiedene Stilrichtungen, wobei der Stil der Renaissance am präsentesten ist. Die seitlichen Kapellen beheimaten verschiedene Kunstwerke u. a. von Alonso Cano, Francisco Palma Burgos oder César Arbassia.

Den besten Pescaíto frito (frittierten Fisch) findet ihr am Strand in El Palo. Das Fischerdorf liegt etwa 6 km vom Stadtzentrum entfernt. Lasst euch vom einfachen Ambiente der Bars und Restaurants nicht abschrecken, die Qualität des Essens und der Blick auf das Mittelmeer sind phänomenal.

El Palo, Andalusien
Am Strand in El Palo

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